Na gut, ich hätte es eh nicht wegwerfen können, da ich es mir nur ausgeliehen hab: "Der Termin" von Tom de Marco:

Der Roman wird immer wieder gelobt und gepriesen dafür, dass er Projektmanagement Know How in Form eines Romans vermittelt.

Meine Manöverkritik fällt da etwas anders aus:

Als Roman ist das Buch katastrophal schlecht. Die Charaktere haben nicht ganz soviel Profil wie eine Briefmarke. Beim Spannungsbogen hat er die Sehne vergessen und das Happy End ist einfach nur angeklebt. Die innere Logik fehlt komplett: Warum hat ein kleines armes Land Unmengen an sehr guten Softwareentwicklern, die aber alle nichts zu tun haben und das seit dem Niedergang des Ostblocks, also seit ca. einem halben Jahrzehnt zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches Mitte der 90er? Warum wird ein Manager, der in der Lage ist ein Team von 15000 Entwicklern so zu leiten, dass unmögliche Termine eingehalten werden, gefeuert? Die Liste von Fragen ließe sich fortsetzen bis mein Herz streikt, also weiter zum nächsten Kritikpunkt.

Fachlich schreibt Herr De Marco des öfteren einfach nur Quatsch. Eine Functionpoint Analyse von 6 Projekten mit insgesamt 20000 (in Worten zwanzigtausend) Functionpoints innerhalb eines Tages gehört dazu. Oder die Qualitätsbewertung von einzelnen Mitarbeitern nach CMMI, was so sinnvoll ist, wie die Temperatur eines Vakuums messen zu wollen (Um fair zu sein CMMI wird nicht ausdrücklich erwähnt, aber es ist recht offensichtlich gemeint).

Die Lehren die der Hauptcharakter aus seinen Erlebnissen zieht sind in vielen Fällen doch äußerst zweifelhaft, so zum Beispiel die Hymnen auf Functionpoint Analyse und das Wasserfallmodell. Bei letzterem behauptet De Marco, die Ergebnisse würden um so besser, um länger und intensiver man sich mit dem Entwurf beschäftigt.

Zu allem Ãœberfluss ist die Ãœbersetzung hölzern und sagen wir mal eigenwillig. Wenn "Whiteboard" als Weißtafel übersetzt wird freut man sich nur noch, dass es wenigstens nicht Weißbrett geworden ist.

Am ärgerlichsten ist jedoch, dass das Buch die gemachten Versprechen nicht hält. Es geht die ganze Zeit um ein Experiment, in dem die Wirksamkeit von verschiedenen Managementmethoden mit einander verglichen werden sollen. Aber es werden fast nie Managementmethoden miteinander verglichen! Und wenn, wird die eine von einer völlig inkompetenten Person repräsentiert, so dass das Ergebnis weder überraschend noch lehrreich ausfällt.

Aber Tom De Marco hat nicht alles falsch gemacht. Jeder der sein Buch liest und glaubt, muss zu dem Schluss kommen, dass man bei einem Problem nur einen Berater ins Haus holen muss und schon flutscht es wieder. Da Tom De Marco selbst Berater ist, ist das Buch damit wohl eine der erfolgreichsten Werbebroschüre aller Zeiten.
Wieso habe ich das Buch also bis zum Ende gelesen? Das Buch liest sich extrem schnell. Da die Geschichte unintressant ist, und die Fakten äußerst dünn, kann man es innerhalb von ca. 4 Stunden ganz gut durchlesen.

Wen ich immer noch nicht von diesem Buch abbringen konnte, dem empfehle ich gleich noch eins: Der Minuten-Manager. Das Buch enthält weniger (falsche) Informationen, die Geschichte ist ähnlich schlecht wie von "Der Termin", aber was entscheidend ist: Man kann es in ca 0,5 bis 1 Stunde durchlesen.

Um den Leser nicht völlig ohne Lesestoff zurückzulassen hier noch eine Buch, das mir schon vor geraumer Zeit wirklich gut gefallen hat: Cryptonomicon. Leider wird man auch hier wenig über Projektmanagement lernen, dafür gibt es aber viele interessante Stunden und nebenbei sogar noch ein wenig Wissen über Verschlüsselung und Geschichte.

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