Früher dachte ich, ein Qualitätsmanagement diene der Steigerung der Qualität. Aber wenn die Mitarbeiter einer Firma nicht in der Lage sind eine korrekte For Schleife zu implementieren, wird sich daran auch nichts ändern, auch wenn der Softwareentwicklungsprozess gemäß ISO9001 festgelegt und dokumentiert ist. Aber wofür ist das Qualitätsmanagement, beziehungsweise ein Qualitätsmanagementsystem dann gut? Für das, was im Namen steht: für das Managen von Qualität. D.h. für das gezielte beeinflussen von Personen und Ressourcen um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Für diesen Artikel ist das Stichwort 'gezielt' das wichtige. Es geht beim Qualitätsmanagement nämlich nicht darum etwas ganz besonders toll zu machen, sondern darum, es gerade so toll zu machen, wie es anvisiert wurde. In den meisten Fällen nähert man sich aber dem Ziel von unten an, so dass meist die Situation wieder so ist wie viele sie wahrnehmen: Das Qualitätsmanagement soll der Steigerung der Qualität dienen.

Aber ist es dafür geeignet? In der Form wie es häufig praktiziert wird? Ich denke ja, in den meisten Situation ja. Ein festes System von Vorgaben, Kontroll- und Sicherheitsmechanismen befreit den durchschnittlichen Arbeitnehmer von der Bürde sich um alles selbst zu kümmern und ständig das Rad erneut zu erfinden. Aber die Ausreißer, die kreativer, schneller oder wie auch immer wesentlich leistungsfähiger sind, als die meisten anderen, werden durch solche Regeln eingeengt, wenn man nicht sehr vorsichtig ist. Und sie durch ein QM System zu fördern scheint auf den ersten Blick unmöglich.

Auch wenn man den zweiten Blick auf die QM-Systeme von großen Firmen wirft scheint es noch unmöglich. Dort wird geregelt und verwaltet, dokumentiert und in Formulare verpackt. Aber da hat jemand wohl jemand nicht richtig in die Norm geschaut. Ich gebe zu, eine Volltextsuche nach 'Kreativität' wird sich dort wohl nicht finden. Aber zum Beispiel dies:

6.4 Arbeitsumgebung

Die Organisation muss die Arbeitsumgebung ermitteln, bereitstellen und aufrechterhalten, die zum Erreichen der Konformität mit den Produktanforderungen erforderlich ist.


Oh wie ich dieses Normdeutsch liebe. Was bedeutet das nun? Alles hängt von den Produktanforderungen ab! Nun kommen nur wenige Kunden zu uns weil sie jemanden kreativen suchen. Dafür gehen sie zu Marketing Firmen. Aber nur durch Kreativität können wir neue, bessere, oder preiswertere Lösungen bieten. Also hat jeder Kunde durchaus ein Interesse an Kreativität. Sprich ein gewisses Maß an Kreativität ist eine Produktanforderung! Also muss die Organisation (also die Firma) dafür die notwendige Arbeitsumgebung schaffen. Und dass heißt: Keine Formulare! Keine oder wenige Vorgaben. Eine Firma die berühmt dafür ist, obwohl sie bestimmt nicht ISO 9001 zertifiziert ist, ist Google. Entwickler sind dort nach allgemeinem Kenntnisstand angehalten 20% ihrer Arbeitszeit einem eigenen weitgehend beliebigem Projekt zu widmen.

Für meinen Arbeitgeber ist Kreativität nicht so wichtig wie für Google, aber sie ist wichtig. Für euren auch. Wenn ihr also unter einem QM-System leidet, dass jeglicher Kreativität den Weg verbaut, habt ihr drei Möglichkeiten

  • genießt den Beamtenstatus
  • redet ein freundliches aber ernstes Wörtchen mit eurem Qualitätsmanagementbeauftragten
  • sucht euch einen vernünftigen Arbeitgeber

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