In einer Klausur über theoretische Physik wurde mir eine der wiederlichsten Fragen gestellt, die mir in einer Prüfung gestellt wurden: "Wie lösen Sie ein physikalisches Problem?"

Ein Kommilitone versuchte es mit dieser Antwort:

"Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder es ist ein schon gelöstes Problem, dann hat schon jemand eine Lösung dafür und ich schlage sie nach, oder es ist ein ungelöstes Problem. In diesem Fall ist es auch mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein für einen Vordiplomanden unangemessen zu erwarten man könnte es lösen."

Die Antwort bekommt definitiv einen Bonus für Witz, und für wohlstrukturierte Probleme ist sie auch tatsächlich sehr brauchbar. Wohlstrukturiert heisst alle relevanten Informationen zu dem Problem sind vorhanden und von einer potentiellen Lösung läßt sich verhältnismäßig einfach sagen, ob es sich um eine tatsächliche Lösung handelt. Diese Probleme lassen sich in der Tat am besten lösen, in dem man einen Experten fragt.

Ab viel spannender sind die schlecht strukturierten Problemen: Es gibt unglaublich viele potentielle Lösungen, und ob sie  tatsächliche Lösungen sind, kann man erst sagen, wenn man es ausprobiert hat. Ein Beispiel? Politische Probleme: Sollten wir die Mehrwertsteuer senken um die Wirtschaft zu stärken? Oder Barschecks verteilen? Oder einfach abwarten? Wir haben vermutlich alle eine Meinung. Aber wirklich wissen tut es niemand. Fast alle Probleme die man täglich bei der Arbeit bearbeitet fallen in diese Kategorie: Welches Framework ist für das nächste Projekt das bessere? Struts, Struts2, JSF, Wicked ...

Also, wie löst man solche Probleme? Ich kenne zwei Strategien. Die erste nenne ich die Berater Strategie:

  1. Es werden ein paar Lösungsalternativen diskutiert
  2. Es wird eine Alternative ausgewählt
  3. Und diese umgesetzt.


Klingt gut? Ich denke nicht. Warum nicht sollte offensichtlich werden, wenn man sich die etwas ausgefeiltere Methode anschaut, die unter dem Namen S.P.A.L.T.E.N firmiert anschaut:

  1. Situationsanalyse
  2. Problemeingrenzung
  3. Alternativen aufzeigen
  4. Lösungsauswahl
  5. Tragweite analysieren - Chancen und Risiken abschätzen
  6. Einführung und Umsetzung - Maßnahmen und Prozesse
  7. Nachbearbeitung und Lernen


Man erkennt die drei Punkte aus der ersten 'Methode' wieder. Aber es ist einiges hinzugekommen, was oft (nicht nur von Beratern) vergessen wird. Als erstes wird das Problem erkannt, identifiziert und eingegrenzt, d.h. erst wenn man weiß, dass es ein Problem gibt, und man das Problem kennt, wird versucht eine Lösung für das Problem zu finden.

Und nachdem eine Lösung umgesetzt wurde, wird diese nachbearbeitet, d.h. insbesondere wird kontrolliert, ob das Problem tatsächlich gelöst wurde.

Also: das nächste Mal, wenn euch jemand eine Lösung vorstellt, vor allem wenn er dafür viel Geld haben will, fragt doch einfach mal, was das Problem ist.

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