Jeder kennt den Spruch: "Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Erstaunlich wenige nutzen diesen Satz um Statistiken und ähnliches auf Herz und Nieren zu prüfen. Wenn ihr mal wieder eine Statistik zu euren Gunsten gestalten sollt geht einfach die folgende Liste hilfreicher Stilmittel durch:

  1. Einheiten und Skalen Im Idealfall läßt man Einheiten und Skalenbeschriftungen gleich ganz weg. Wenn das nicht geht verwendet man idealer Weise Begriffe, die sehr konkret klingen, bei denen das Zielpublikum aber nicht so genau weiß, was dies eigenltich ist. Es merkt dann nämlich auch nicht, wenn man den Wert einfach ein wenig umdefiniert. Beispiel? Für die nicht BWLer: "Return on Investment" ist das was man rausbekommt, wenn man Geld investiert. Richtig? Aber welcher Zeitraum wird betrachtet? Wie wird mit der Inflation in dieser Zeit umgegangen? Wer bei Wikipedia nachschlägt merkt schnell, so eindeutig ist das ganze überhaupt nicht.
  2. Randbedingungen sollten nicht so genau beleuchtet werden. Klassisch sind hier Umfragen mit Aussagen wie "N% der Befragten befürworten eine Erhöhung der Steuern um die Entwicklungshilfe zu erhöhen". Aber welche Fragen wurden vorher gestellt? "Wissen sie das 40% der Entwicklungshilfe in der Verwaltung versacken?" oder doch "Wussten Sie, dass jede Minute y Kinder verhungern und dass sie mit nur 5Euro am Tag ernährt werden könnten".
  3. Genauigkeit Du hast keine genauen Daten? Nur zwei Messwerte, von denen der eine nur geschätzt wurde? Das sollte dich nicht davon abhalten so viele Nachkommastellen anzugeben wie du gerne hättest. Ganz professionell machen dies die Leute von den Wahlhochrechnungen. Die sagen in einem Satz, dass Hochrechnungen zu diesem Zeitpunkt noch eine Ungenauigkeit von 2 Prozent haben und sagen dann einen Stimmanteil von 12,1% für die Partei der Statistiker vorraus.
  4. Darstellung ist das mächtigste Mittel, vor allem zusammen mit Einheiten und Skalen. Die Kosten explodieren? Die angemessen Darstellung für diesen Sachverhalt ist eine logarithmische Darstellung. Schon sieht die Explosion praktische linear aus. Und wenn der Betrachter nicht merkt, dass er auf die jeweils geplanten Gesamtkosten schaut, sondern denkt, er betrachtet die kumulierten Kosten die bis zu dem Zeitpunkt angelaufen sind, ist doch alles nicht mehr so schlimm. Im originellsten Fall wurde eine monoton fallende Kurve in einer perspektivischen 3D Darstellung gezeichnet, so dass das flache Ende höher erschien als die Mitte. Dann wurde noch ein Skispringer oben drauf gezeichnet und schon war die Talsohle durchschritten.
  5. Kausalität Statistiken zeigen nur statistische Zusammenhänge, keine kausalen, aber das muss man ja niemandem sagen. Ein schönes Beispiel ist eine Statistik, die belegte, dass Mobiltelefone wachstumsfördernd sind. Die Statistik stammt aus einer Zeit in der Händies fast nur von Managern genutzt wurden, die wiederum zu weit über 50% männlich sind. Verglichen wurden diese mit einer durchschnittlichen Person, die nur zu ziemlich genau 50% männlich ist. Niemand wird es überraschen, dass ein Größenunterschied festgestellt wurde, aber kam der wirklich vom Händi oder doch ehr vom Geschlecht?


Und jetzt eine praktische Ãœbung: NEC hat eine Statistik bezahlt, die den Kauf von mehr und/oder größeren Monitoren fördern soll (meine Interpretation). Und alle bloggen darüber. Aber kaum jemand hat sich die Statistik angeschaut. NEC arbeitet hier hauptsächlich mit den verschwiegenen Randbedingungen. Was waren das für Aufgaben, die die Probanden bewältigen sollten? Wenn ich ein Excel dokument mit 2000 Zeilen und 100 Spalten habe ist Bildschirmplatz wichtig. Bei den meisten Excelsheets, die ich bearbeite muss ich nur wenig scrollen, wenn ich auf einem ganz normalen 19 Zoll Bildschirm arbeite. Ganz doll treiben sie es auf der letzten Seite der Studie. Hier 'berechnen' sie wieviel Dollar eine Firma sparen kann wenn sie größere Monitore einsetzt. Dabei wird nicht gesagt, wie lange pro Tag die Mitarbeiter an dem Bildschirm arbeiten, wieviel Zeit davon auf entsprechend aufwändige Aufgaben entfällt, oder was die Mitarbeiter verdienen. Solche Zahlen kann man nur als erfunden bezeichnen.

Das Stichwort Genauigkeit wird bei den Gausskurven auf der vorletzten Seite spannend. Die legen doch tatsächlich durch 3 (in Worten drei) Punkte eine Gaußkurve! Dabei ist verdächtig, dass die Kurve exakt durch die Messpunkte geht, obwohl auf den Seiten 9 und 10 von einer Ungenauigkeit von knapp 5% die Rede ist.

Die Darstellung ist auf Seite 7 besonders gut gelungen. Schnell, worum geht es auf der Seite? Um Ergebnisse der Studie? Nein, um 100% subjektive Aussagen von Benutzern!

Nichts gegen mehrere möglichst große Monitore, die sind wirklich sehr praktisch. Ich selbst nutze normalerweise mein Notebook + ein 19Zoll Display. Bei den allermeisten Berufsbildern wird der Performancegewinn aber wohl eher im einstelligen Prozentbereich liegen, wenn überhaupt. Da ist der zweite, oder besonders große Bildschirm mehr eine Frage des Arbeitsklimas und letztendlich der Motivation, bzw. der Wertschätzung des Mitarbeiters.

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